Psychosoziale Versorgung von Geflüchteten im Land Brandenburg Handreichung für die Fachberatungsdienste Migrationssozialarbeit
1. Akteure der Psychosozialen Versorgung von Geflüchteten in Brandenburg
- Fachberatungsdienste für Geflüchtete und sonstige Flüchtlingsberatungsstellen
- Beratung für professionell arbeitende Einrichtungen der Flüchtlingshilfe (Qualifizierungsprojekt, Gesundheit Brandenburg)
- Sozial- und Fach-Beratungsstellen für Migrant*innen in Brandenburg (MBE, JMD, AMIF, Frauenberatungen, SLBTIQ, Spracherwerb, Berufliche Integration)
- Initiativen, Ehrenamtliche Unterstützer in Brandenburg
- Psychologische und Psychosoziale Beratungsstellen und Behandlungszentren für Geflüchtete in Brandenburg und in Berlin
- Psychiatrische Kliniken und PIA’s in Brandenburg
- Niedergelassene Psychiater und Psychologische Psychotherapeut*innen in Brandenburg
- Fremdsprachliche Ärzte in Berlin
- Die Härtefall-Kommission im Land Brandenburg
- Integrationsbeauftragte der Landkreise
- Liste von Rechtsanwälten
2. Systeme der Psychosozialen Versorgung von Geflüchteten in Brandenburg
- Versorgung in den Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete in Brandenburg
- Versorgung in den Landkreisen und Städten
- Gesundheitliche Versorgung außerhalb des Vertragssystems Land-Landkreise-Krankenkassen
- Versorgung von Asylbewerber*innen, die länger als 18 Monate in Brandenburg sind
3. Gute Beispiele der Versorgung von Geflüchteten durch die Fachberatungsdienste und kooperierende Partner in Brandenburg
Zu asyl- und aufenthaltsrechtlichen Fragen:
- Beispiel 2 – Erste Unterstützung beim Asylverfahren
- Beispiel 3 – Beratung bei gerichtlichen Entscheidungen im Asylverfahren
- Beispiel 4 – Beratung bei gerichtlichen Entscheidungen im Asylverfahren nach Negativ-Bescheid
- Beispiel 5 – Beratung bei Gründen zu einem Folgeantrag
- Beispiel 6 – Beratung zur Aufenthaltsgewährung nach positiver Asylentscheidung
- Beispiel 7 – Antragstellung bei der Härtefallkommission
Zu sozialen Fragen:
- Beispiel 8 – Aufnahme einer Ausbildung
- Beispiel 9 – Aufnahme von Arbeit
- Beispiel 10 – Unterstützung beim Zugang zu Bildung für Erwachsene
- Beispiel 11 – Beratung zur Familienzusammenführung
- Beispiel 12 – Unterstützung bei Schwangerschaft
Zur gesundheitlichen Versorgung:
- Beispiel 13 – Unterstützung bei körperlicher Behinderung
- Beispiel 14 – Unterstützung einer Person mit psychischer Traumatisierung
- Beispiel 15 – Unterstützung bei einer psychischen Krise
- Beispiel 16 – Umgang mit Suizidalität
- Beispiel 17 – Niedrigschwellige Gruppenangebote beim Fachberatungsdienst
- Beispiel 18 – Versorgung einer psychisch Kranken und ihrer Kinder
- Beispiel 19 – Psychologische Betreuung und Integration/Arbeitsaufnahme
- Beispiel 20 – Fachberatungsdienst, Psychologin, Gemeinschaftsunterkunft und Überzeugung der Klientin zum stationären psychiatrischen Aufenthalt
- Beispiel 21 – FBD, Ehrenamtliche und psychologische Betreuung bringen Klienten in fachärztliche psychiatrische Behandlung
4. Anleitungen/Handbücher/Präsentationen zur Verfahrensberatung in psychosozialen Fällen
- Krankheit als Abschiebungshindernis, Oda Jentsch, 2. Auflage 2020, Informationsverbund Asyl & Migration, Deutsches Rotes Kreuz
- Präsentation: Besondere Schutzbedürftigkeit als Hindernis für die Abschiebung nach Afghanistan, Tschetschenien und in Dublin Staaten, Simone Tetzlaff, Joachim Rüffer 24. 3. 2021
- Geschlechtsspezifische Verfolgung und Durchsetzung von geschlechtsspezifischen Rechten im Asylverfahren – Eine Arbeitshilfe für Berater*innen
Beispiel 1
Erstkontakt mit neu zugewiesenen Geflüchteten im Landkreis
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: alleinstehender Mann/ 31 J.
Herkunftsland/Sprache: Syrien/ arabisch
Einreisedatum: 02/2021
Aufenthaltsstatus: Asylbewerber
Wohnort/Landkreis: Barnim
Unterbringungsform: Wohnheim
Problemlagen
Stand des Asylverfahrens: Asylverfahren
Physische Gesundheit: Ermittlung
Psychische Gesundheit: Ermittlung
Soziale Problematik/Unterbringung: Ermittlung
Pädagogische Problematik Ermittlung
Maßnahmen des FBD:
- Durchsicht aller Unterlagen aus dem Asylverfahren
- Durchsicht aller ärztlichen Unterlagen
- Befragen zum psychischen Wohlbefinden
- Bedeutung gesundheitlicher Belastungen für asylrechtliche Entscheidung
- Informationen zu besonderer Schutzbedürftigkeit: wer fällt hierunter?
- Kurze Aufklärung zum deutschen Gesundheitssystem, Rechte und Beschränkungen
- Informationen zu spezifischen Einrichtungen der gesundheitlichen und psychosozialen Versorgung vor Ort, inkl. Zugangsmodalitäten
- Befragen zur Unterbringungssituation und ggf. zu diesbzgl. Bedarfen
- Befragen zu Familientrennung bzw. Interesse an Familienzusammenführung
- Abfrage zu Unterstützungsbedarf Spracherwerb
- Abfrage zu Unterstützungsbedarf Zugang zum Arbeitsmarkt
- Abfrage zu Unterstützungsbedarf Bildung/ Anerkennung Berufsabschluss
Beispiel 2
Erste Unterstützung beim Asylverfahren
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: alleinstehender Mann/ 45 J.
Herkunftsland/Sprache: Afghanistan/ Farsi
Einreisedatum: 02/2021
Aufenthaltsstatus: Asylbewerber
Wohnort/Landkreis: Elbe-Elster
Unterbringungsform: Wohnheim
Problemlagen
Stand des Asylverfahrens: nach Ablehnung des Asylantrags Klage eingereicht
Physische Gesundheit:
Psychische Gesundheit:
Soziale Problematik/Unterbringung:
Pädagogische Problematik
Maßnahmen des FBD:
- Sichten aller Unterlagen – liegt der Bescheid vor/ das Protokoll?
- Wurde bereits Klage und Rechtsschutzantrag in der Erstaufnahme eingelegt?
- Sichten der Klageschrift und der Klagebegründung vom Rechtsanwalt
- Mitteilen der neuen Anschrift gegenüber dem Verwaltungsgericht und dem BAMF
- Wurde Prozesskostenhilfe beantragt?
- Befragung dazu, ob alles bei der Anhörung im Asylverfahren gesagt worden ist?
- Besteht bereits eine Rechtsvertretung? Wenn ja, muss dem Anwalt ebenfalls die neue Adresse mitgeteilt werden. Wenn nein, Vermittlung an einen Rechtsanwalt
- Heraussuchen der aktuellen Lageberichte zum Herkunftsland (z.B. unter www.asyl.net)
- Heraussuchen aller Gerichtsentscheidungen zu ähnlichen Konstellationen (z.B. unter www.asyl.net)
Beispiel 3
Beratung bei gerichtlichen Entscheidungen im Asylverfahren
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Mann/ 25 J.
Herkunftsland/Sprache: Syrien/arabisch
Einreisedatum: 2020
Aufenthaltsstatus: Asylbewerber
Wohnort/Landkreis: Elbe-Elster
Unterbringungsform: Wohnheim
Problemlagen
Stand des Asylverfahrens: Laufendes Klageverfahren gegen Subsidiären Schutz und
Physische Gesundheit: /auf Flüchtlingsanerkennung wg. Wehrdienstentziehung
Psychische Gesundheit:
Soziale Problematik/Unterbringung:
Pädagogische Problematik
Maßnahmen des FBD:
- Hinzuziehen eines Dolmetschers
- Erläuterung der einschlägigen Entscheidungspraxis des EUGH bei Wehrdienstentziehung
- Erläuterung der Entscheidungspraxis des OVG Berlin-Brandenburg
- Unterstützung bei Einreichung von Ergänzungen zu den Angaben in der Anhörung
- Einreichung des Wehrdienstbuches
- Einreichung von UNRWA-Bescheinigungen als Palästinenser aus Syrien
Beispiel 4
Beratung bei gerichtlichen Entscheidungen im Asylverfahren nach Negativ-Bescheid
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Mann, Frau, 4 Kinder (45, 40, 14, 12, 10, 6 J.)
Herkunftsland/Sprache: Russland/Tschetschenien/russisch, tschetschenisch
Einreisedatum: 2016
Aufenthaltsstatus: Asylbewerber
Wohnort/Landkreis: Dahme-Spreewald
Unterbringungsform: Wohnheim
Problemlagen
Stand des Asylverfahrens: Klageverfahren beim Verwaltungsgericht wurde negativ
beschieden
Physische Gesundheit:
Psychische Gesundheit:
Soziale Problematik/Unterbringung:
Pädagogische Problematik
Maßnahmen des FBD:
- Information über die vermutliche Chancenlosigkeit eines Berufungszulassungsverfahrens beim Oberverwaltungsgericht
- Information der Betroffenen über den Aufenthaltsanspruch von Personen über 14 Jahren, die sich mind. vier Jahren in der Bundesrepublik aufhalten und vier Jahre erfolgreich eine Schule besuchen ( § 25 a AufenthG)
- Erforderlich dafür ist die Passausstellung durch den Heimatstaat
- Die Eltern und die unter vierzehn Jahre alten Kinder erhalten Duldung mit Arbeitserlaubnis, bis sie den Lebensunterhalt der Familie aus Erwerbstätigkeit finanzieren können.
Beispiel 5
Beratung bei Gründen zu einem Folgeantrag
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Mann, Frau, 2 Kinder (35, 30, 5, 2 J.)
Herkunftsland/Sprache: Afghanistan
Einreisedatum: 2017
Aufenthaltsstatus: Duldung
Wohnort/Landkreis: Prignitz
Unterbringungsform: Wohnverbund
Problemlagen
Stand des Asylverfahrens: Asylantrag wurde vom BAMF in Gänze abgelehnt.
Duldung seit 2019 wg. tatsächlicher Nicht-Abschiebung
Physische Gesundheit:
Psychische Gesundheit:
Soziale Problematik/Unterbringung:
Pädagogische Problematik
Maßnahmen des FBD:
- Besprechung mit den Betroffenen über die sich in Afghanistan krisenhaft entwickelnde Lage nach Rückzug der westlichen Truppen
- Erläuterung, dass damit eine neue Sachlage eintritt, die nach § 51 VwVfG die Stellung eines Asylfolgeantrages rechtfertigen könnte
- In jedem Fall wäre mit der Feststellung von Abschiebungshindernissen gem. § 60 V, VII AufenthG zu rechnen.
- Ein Asylfolgeantrag müßte schriftlich an das BAMF, Aussenstelle Eisenhüttenstadt gerichtet werden
- Der Antrag kann eigenständig gestellt werden; die Beschäftigung von Rechtsanwälten ist aber auch empfehlenswert.
Beispiel 6
Beratung zur Aufenthaltsgewährung nach positiver Asylentscheidung
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Mann, Sohn/ 40J, 18 J.
Herkunftsland/Sprache: Syrien/arabisch
Einreisedatum: 2020
Aufenthaltsstatus: Flüchtlingsanerkennung mit Anspruch auf Aufenthalt
Wohnort/Landkreis: Teltow-Fläming
Unterbringungsform: Wohnheim
Problemlagen
Stand des Asylverfahrens: BAMF hat Vater/Sohn Flüchtlingsanerkennung erteilt
Physische Gesundheit:
Psychische Gesundheit:
Soziale Problematik/Unterbringung:
Pädagogische Problematik
Maßnahmen des FBD:
- Erläuterung des Bescheides
- Information über die zu erwartende 3jährige Aufenthaltserlaubnis (§ 26 Abs. 1 S. 2)
- Zuständigkeit dafür bei der Ausländerbehörde nach längerer Wartezeit wg. Erstellung des elektronischen Aufenthaltstitels und des blauen Flüchtlingspasses
- Erläuterung der nunmehrigen Zuständigkeit des JobCenters
- Information über den Anspruch auf einen Integrationkurs
- Information über den Anspruch auf Familienzusammenführung
- Information über die Wohnsitzregelung gem. § 12 a AufenthG, nach der, die Betroffenen bei ALG 2-Bezug im Landkreis verbleiben müssen.
Beispiel 7
Antragstellung bei der Härtefallkommission
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Mann, Frau 38/ 35
Herkunftsland/Sprache: Russland Tschetschenien/ Russisch
Einreisedatum: 2015
Aufenthaltsstatus: Duldung
Wohnort/Landkreis: Uckermark
Unterbringungsform: Wohnung
Problemlagen
Stand des Asylverfahrens: gerichtliche Ablehnung 2021 / Abschiebungsandrohung
Physische Gesundheit:
Psychische Gesundheit:
Soziale Problematik/Unterbringung: seit 1 Jahr beschäftigt als LKW-Fahrer/ Reinigungskraft
Pädagogische Problematik
Maßnahmen des FBD:
- Überprüfung von Möglichkeiten der weiteren asylrechtlichen Verfahrensführung – negativ
- Überprüfung der Bleiberechtsregelung, Beschäftigungsduldung, Lebensunterhaltssicherung (§60d AufenthG) – negativ
- Überprüfung unbefristetes Beschäftigungsverhältnis
- Überprüfung der Sprachkenntnisse
- Vorschlag zur Stellung eines Härtefallantrages (§23a, AuenthG)
- Weiterleitung an ein Mitglied der Härtefallkommission (gem. Informationsblatt der HFK)
- Verfolgung des HFK-Verfahren und Information der Ausländerbehörde darüber
Beispiel 8
Aufnahme einer Ausbildung
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Mann, Frau, 2 Kinder/ 40J, 35 J.
Herkunftsland/Sprache: Iran/Farsi
Einreisedatum: 2018
Aufenthaltsstatus: Asylbewerber
Wohnort/Landkreis: Oder-Spree
Unterbringungsform: Wohnheim
Problemlagen
Stand des Asylverfahrens: beim Verwaltungsgericht anhängiges Klageverfahren,
unklarer Ausgang
Physische Gesundheit:
Psychische Gesundheit:
Soziale Problematik/Unterbringung:
Pädagogische Problematik
Maßnahmen des FBD:
- Frühzeitige Beratung zum Erwerb der deutschen Sprache (B 1, B 2)
- Erläuterung der Situation auf dem Arbeitsmarkt in Oder-Spree
- Erläuterung der Berufsperspektiven Kinderpflegeassistenz und Sozialassistenz/Pflege
- Unterstützung bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen
- Weiterleitung an Ausbildungseinrichtungen und Praxisstellen
- Erläuterung der Bleibeperspektive für in Ausbildung Befindliche nach § 60 c und 19 d AufenthG
Beispiel 9
Aufnahme von Arbeit
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Mann/30 J.
Herkunftsland/Sprache: Afghanistan/Paschtu
Einreisedatum: 2017
Aufenthaltsstatus: Asylbewerber
Wohnort/Landkreis: Potsdam
Unterbringungsform: Wohnheim
Problemlagen
Stand des Asylverfahrens: Laufendes gerichtliches Asylverfahren
Physische Gesundheit:
Psychische Gesundheit:
Soziale Problematik/Unterbringung:
Pädagogische Problematik
Maßnahmen des FBD:
- Erläuterung von Beschäftigungsmöglichkeiten (Gastronomie/Zusteller)
- Besprechung der beruflichen Vorerfahrungen
- Erstellung von Bewerbungsunterlagen
- Erläuterung der Möglichkeiten zur Auffindung von Arbeitsgelegenheiten
- Erläuterung der Erwartungen von Beschäftigungsgebern
- Begleitung des Beschäftigungsverhältnisses in den ersten Wochen
Beispiel 10
Unterstützung beim Zugang zu Bildung für Erwachsene
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Frau, Mann, 3 Kinder/ 36 J.
Herkunftsland/Sprache: Teschtschenien/ Russisch
Einreisedatum: 11/2018
Aufenthaltsstatus: Asylbewerberin
Wohnort/Landkreis: Oder- Spree
Unterbringungsform: Wohnung
Problemlagen:
Stand des Asyl- und AuslR-Verfahren:
Physische Gesundheit:
Psychische Gesundheit:
Soziale Problematik/Unterbringung: Ausbildung
Pädagogische Problematik:
Maßnahmen des FBD:
- Gemeinsame Erörterung der Möglichkeiten hinsichtl. des Ausbildungswunsches
- Erläutern der Zugangsbedingungen für die Ausbildung
- Informationen über Spracherwerb
- Anerkennung der Bildungsabschlüsse aus dem Herkunftsland
- Unterstützung bei der Anmeldung und Bewerbung auf den Ausbildungsplatz
- Abfragen hinsichtlich der Kinderbetreuung
- Hinweis auf aufenthaltsrechtliche Konsequenzen – Ausbildungsduldung
Beispiel 11
Beratung zur Familienzusammenführung
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Vater, Sohn/ 43, 17
Herkunftsland/Sprache: Syrien/ Arabisch
Einreisedatum: 2020
Aufenthaltsstatus: Aufenthaltserlaubnis gem. § 25 Abs.1, Satz 1, 1.Alt. AufenthG
Wohnort/Landkreis: Märkisch Oderland
Unterbringungsform: Wohnheim
Problemlagen
Stand des Asylverfahrens: anerkannte Flüchtlinge GFK
Physische Gesundheit:
Psychische Gesundheit:
Soziale Problematik/Unterbringung: Frau, ein minderjähriges Kind, eine volljährige Tochter
in der Türkei
Pädagogische Problematik
Maßnahmen des FBD:
- Fristwahrende Anzeige innerhalb 3 Monaten auf Internetplattform des BMI (Antrag auf Aufenthaltserlaubnis für Ehefrau und minderjähriges Kind, §29 Abs.2, AufenthG)
- Buchung eines Termins bei der deutschen Auslandsvertretung in Beirut/ Erbil zur Beantragung eines Visums zur Familienzusammenführung (Webseiten der Botschaften) (Angabe von Passdaten der Nachziehenden)
- Erläuterung des Verfahrens Botschaft-Ausländerbehörde-Botschaft
- Erläuterung der Beantragung einer Aufenthaltsgewährung für die volljährige Tochter (§23 Abs.1, AufenthG)
- Anforderungen an eine Verpflichtungserklärung Dritter für Lebensunterhaltssicherung der 19 jährigen Tochter
- Verweis an das Netzwerk der in Brandenburg und Berlin auf Familienzusammenführung spezialisierten Fachberatungsstellen
Beispiel 12
Unterstützung bei Schwangerschaft
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Frau, Mann, 2 Kinder/ 36
Herkunftsland/Sprache: Tschetschenien/ Russisch
Einreisedatum: 7/2019
Aufenthaltsstatus: Asylbewerberin
Wohnort/Landkreis: Oder Spree
Unterbringungsform: Übergangswohnheim
Problemlagen:
Stand des Asyl- und AuslR-Verfahren:
Physische Gesundheit: Schwangerschaft
Psychische Gesundheit:
Soziale Problematik/Unterbringung:
Pädagogische Problematik:
Maßnahmen des FBD:
- Informationen über Schwangerschaft und Geburt in Deutschland
- Vermittlung an Beratungsstelle (Stiftungsmittel, Hebammensuche etc.)
- Vermittlung Schwangeren-Vorsorgeuntersuchung
- Vermittlung Hebamme
- Unterstützung bei der Antragstellung auf Schwangerschaftsmehrbedarf beim Sozialamt
- Unterstützung bei der Antragstellung für Babyausstattung
- Anmeldung zur Geburt im Krankenhaus
- Informationen über Früherkennungsuntersuchungen des Kindes (U1-U3)
- Informationen über Geburtsanmeldung, Geburtsurkunde
- Rückbildungskurse vor Ort
- Abfragen bzgl. neuem Unterbringungsbedarf
Beispiel 13
Unterstützung bei körperlicher Behinderung
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Vater von Familie mit vier Kindern/ 54 J.
Herkunftsland/Sprache: Afghanistan/ Farsi
Einreisedatum: 05/2019
Aufenthaltsstatus: Asylbewerber
Wohnort/Landkreis: Dahme-Spreewald
Unterbringungsform: Wohnheim/ Erdgeschoss mit Eingangstreppen
Problemlagen
Stand des Asylverfahrens:
Physische Gesundheit: körperliche Behinderung (im Rollstuhl)
Psychische Gesundheit:
Soziale Problematik/Unterbringung: benötigt barrierefreie Unterkunft
Pädagogische Problematik
Maßnahmen des FBD:
– gemeinsame Analyse der Lage und möglicher Hilfen mit Dolmetscher
– Informieren über das deutsche Gesundheitssystem
– Informieren über den Erhalt einer Gesundheitskarte
– Informieren über die Gesundheitsversorgung vor Ort (Fachärzte, Krankenhäuser, Fachberatung)
– Entbindung von der Schweigepflicht
– Antrag auf Feststellung der Schwerbehinderung (sofern nicht bereits erfolgt in der EAE)
– Ausstellen einer Bescheinigung über die Zugehörigkeit zur der Gruppe der besonders Schutzbedürftigen nach EU-Aufnahmerichtlinie
– Anbindung an und Kommunikation mit Fachärzten
– Beantragung von Dolmetscherleistungen/ Fahrtkostenübernahme für Arztbesuche
– Unterstützung bei der Beantragung auf Mehrbedarfe
– Unterstützung bei der Beantragung auf Auszug aus der Sammelunterkunft in eine barrierefreie Wohnung (u.a. mit Verweis auf besondere Schutzbedürftigkeit)
Beispiel 14
Unterstützung einer Person mit psychischer Traumatisierung
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Frau, 32 J, Mann, 3 Kinder
Herkunftsland/Sprache: Sudan/Darfur
Einreisedatum:
Aufenthaltsstatus: Asylbewerberin
Wohnort/Landkreis: Oder-Spree
Unterbringungsform: Priv. Wohnung
Problemlagen:
Stand des Asyl- und AuslR-Verfahren:
Physische Gesundheit:
Psychische Gesundheit: Depression mit Somatisierung und Verdacht auf psych.Traumatisierung
Soziale Problematik/Unterbringung:
Pädagogische Problematik:
Maßnahmen des FBD:
- gemeinsame Analyse der Lage und der möglichen Hilfen unter Hinzuziehung eines Dolmetschers
- Anwendung des Protect-Fragebogens zur Hinweisaufnahme einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)
- Entbindung von der Schweigepflicht
- Anbindung an Psycholog*in für Diagnose, psycholog. Stellungnahme und Behandlung
- anschließende Zusammenarbeit mit Psycholog*in zu
- Einbringen der PTBS in das Asylverfahren (z.B. Hinzuziehen eines Sonderanhörers für das Interview, psycholog. Stellungnahme für den Rechtsanwalt)
- Betreuung durch ehrenamtl. Herfer*in organisieren
- Check Belastung der Kinder – evtl. familienunterstützende Maßnahmen ansprechen
Beispiel 15
Unterstützung bei einer psychischen Krise
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Mann, 40 J, Frau, 3 Kinder
Herkunftsland/Sprache: Irak/ Arabisch
Einreisedatum: 9/2019
Aufenthaltsstatus: Asylbewerber
Wohnort/Landkreis: Oder-Spree
Unterbringungsform: Priv. Wohnung
Problemlagen:
Stand des Asyl- und AuslR-Verfahren:
Physische Gesundheit:
Psychische Gesundheit: psychische Krise
Soziale Problematik/Unterbringung:
Pädagogische Problematik:
Maßnahmen des FBD:
Möglicher Fahrplan für eine Krisenintervention
- Am Anfang für Ruhe sorgen, Aufmerksamkeit und Zeit schenken, selbst ruhig bleiben
- Hinzuziehen einer Dolmetscher*in mit der Instruktion der wortgenauen Übersetzung: nichts hinzufügen, nichts weglassen, nichts von sich aus erklären
- Kontakt halten durch ansprechen, anschauen, beruhigen (Gefahr von Dissoziationen und Verwirrung)
- Sich den Überblick verschaffen und behalten (auch über mögliche Beteiligung Anderer)
- Emotionale Distanz behalten, räumlicher Schutz für die Person und für uns selbst
- An- und Aussprechen des Problems, falls sich der Betroffene schlecht artikulieren kann, mit Worten Vorschläge anbieten (ggf. Ja und Nein- Fragen stellen)
- Abfragen von körperlichen Problemen/Verletzungen (ggf. ärztliche Hilfe organisieren)
- zeitliche und inhaltliche Einordnung (wann ist was wo und wie in welcher Reihenfolge passiert)
- bisherige Bewältigungsversuche, Lösungsvorschläge erfragen
- positive Unterstützung des Betroffenen („Es ist gut, dass sie gekommen sind, mit mir sprechen, es mir sagen, sich Gedanken machen über das Problem..“)
- Verständnis zeigen („Es ist wirklich ein großes Problem, ich verstehe ihre Aufregung…“)
- Hinweis auf geeignete psychosoz. Unterstützung vor Ort, ggf. Anbindung an Psycholog*in, Sozialpsychiatrischer Dienst
- Abschließend Entlastungsgespräch mit Dolmetscher*in, (Wie geht es Ihnen? Sollte noch etwas besprochen werden?…)
Beispiel 16
Umgang mit Suizidalität
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: alleinstehender Mann, 40 J,
Herkunftsland/Sprache: Syrien/ Arabisch
Einreisedatum: 9/2020
Aufenthaltsstatus: Asylbewerber
Wohnort/Landkreis: Spree Neiße
Unterbringungsform: Priv. Wohnung
Problemlagen:
Stand des Asyl- und AuslR-Verfahren:
Physische Gesundheit:
Psychische Gesundheit: Suizidal
Soziale Problematik/Unterbringung:
Pädagogische Problematik:
Maßnahmen des FBD:
- Hinzuziehen einer Dolmetscher*in mit der Instruktion der wortgenauen Übersetzung: nichts hinzufügen, nichts weglassen, nichts von sich aus erklären
- Geäußerte Suizidgedanken explorieren: Wie häufig hast du diese Gedanken?
Seit wann? Weiß jemand davon? Hast du darüber gesprochen und wie wurde reagiert?
- Vorangegangene Suizidversuche erfragen
- Einschätzung des Suizidrisikos : Gedanken vs. konkrete Handlungsabsichten; Suizidversuche in der Vergangenheit – gering (lebensmüde Gedanken/Äußerungen) – mittel (konkrete Pläne) – hoch (vorangegangene Suizidversuche)
- Ziele und Hintergründe für Suizidgedanken klären
- Gründe zum Weiterleben erfragen
- Anbinden an Psycholog*in
- Versprechen sich bis zum nächsten Termin nichts anzutun (kann mündlich mit „Handschlag“ oder schriftlich erfolgen); dann erneut nachfragen und Risiko einschätzen
Bei akuter Suizidgefahr:
- Versuchen einen Gesprächskontakt aufzubauen, Nicht aus dem Kontakt gehen, reden reden reden (In Akutsituationen evtl.: „Ich möchte nicht, dass du dich umbringst“. „Ich verstehe, dass du verzweifelt bist“. „Können wir schauen, ob es noch andere Möglichkeiten für dich gibt?“ Frage: „Was wäre jetzt gut für dich?“ , Getränk anbieten, beruhigen…)
- Überprüfen, wer mich in der Akutintervention unterstützen kann
- Nach Möglichkeit die KlientInnen nicht berühren, auf Abstand bleiben, ihnen viel Kontrolle über die Situation lassen
- Stationäre Klinikeinweisung anbieten
- Im Akutfall Sozialpsychiatrischen Dienst, Polizei, Rettungswagen rufen
- Abschließend Entlastungsgespräch mit Dolmetscher*in, (Wie geht es Ihnen? Sollte noch etwas besprochen werden?…)
Beispiel 17
Niedrigschwellige Gruppenangebote beim Fachberatungsdienst
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: 7 Frauen
Herkunftsland/Sprache: Syrien, Irak, Gaza, Libanon/ Arabisch
Einreisedatum: 10/2018
Aufenthaltsstatus: Asylbewerberinnen
Wohnort/Landkreis: Spree Neiße
Unterbringungsform: Übergangswohnheim/ Wohnverbund/ Wohnung
Problemlagen:
Stand des Asyl- und AuslR-Verfahren:
Physische Gesundheit: Schwangerschaft
Psychische Gesundheit:
Soziale Problematik/Unterbringung:
Pädagogische Problematik:
Maßnahmen des FBD:
- Zusammenstellen einer Sprach-Gruppe
- Hinzuziehung eines/r Dolmetscher*in
Inhalte eines Orientierungsangebots:
- Gegenseitiges Kennenlernen, (Festlegung der Regeln für die Gruppe), Abfragen der Bedarfe, Eingrenzung der Ziele
- Kultur: was gefällt den Teilnehmer*innen in Deutschland, was ist für sie interessant, was ist ein Problem (Rassismus, Diskriminierung)? Welche Unterschiede in den Werte und (geschlechtsspezifische) Menschenrechte gibt es? Was ist interkulturell, was ist universell?
- Religion: was bedeutet sie für die Menschen? Wie wirkt sich die Religion im Alltag aus? Wie können verschiedene Religionen nebeneinander ausgelebt werden und gewinnbringend sein? Welche Unterschiede bestehen bezüglich der genannten Fragen im Heimats- und nun im Aufnahmeland?
- Sprache: eine neue Sprache lernen, welche Hindernisse gehen damit einher? Wie fühlt es sich in einem fremden Land mit einer unvertrauten Sprache an? (Statusveränderungen, Gefühle von Hilflosigkeit, Abhängigkeit und Angst)
- Zugang zu Arbeit/ Ausbildung: Arbeits-/ Ausbildungswünsche, Zugangsmöglichkeiten, Konsequenzen für das Asylverfahren, Was gibt es vor Ort?
- Gesundheit: Gesundheitssystem in Dtl., Gesundheitsversorgung vor Ort, Ernährung, Bewegung,
Inhalte eines psychosozialen Gruppenangebotes:
- Gegenseitiges Kennenlernen, (Festlegung der Regeln für die Gruppe), Abfragen der Bedarfe, Eingrenzung der Ziele
- Erste Entlastung: Verweis auf die Normalität und Schutzfunktion diverser Reaktionen in Folge traumatischer Erlebnisse,
- Psychische Gesundheit: Was bedeutet das? Psychische und Psychosoziale Folgen von Gewalterlebnissen im Zusammenhang mit Verfolgung, Krieg, Vertreibung und Flucht, Umgang mit Verlusten; psychische Situation während des Asylverfahrens sowie weiterer rechtlicher Verfahren. Austausch über:
- a) Informationen über Stressreaktionen und Stressabbau
- b) Informationen über psychische Störungen – Ursachen, Erscheinung, Umgang, fachliche Hilfen
- c) Information über den Einfluss auf die Familie
- Psychoedukation: Posttraumatische Belastungsstörung, somatoforme Störungen, Depression (Aus welchen Symptomen bestehen die psychischen Krankheiten? Anerkennung der Symptomentwicklung als Schutz der eigenen Psyche! Schmerzsyndrom, u. A. Körperübungen, Denkübungen, positive Aufmerksamkeit / Dankbarkeit, Verständnis der sozialen Rollen und ihre Auswirkung auf unser Denken, Fühlen und Handeln)
- Rollenveränderungen: Besprechung der mit der psychischen Krankheit, den materiellen oder sozialen Verlusten einhergehenden subjektiven oder objektiven Status- und Rollenveränderungen. Dieses sowohl in Bezug auf die Familie sowie dem erweiterten Umfeld besprechen.
- Persönlichkeitsveränderungen: Wie beeinflusst die psychische Erkrankung das Interaktionsverhalten und dies wiederum die sozialen Beziehungen? Besprechung des Zusammenhangs der erlebten Ereignisse und der Symptome mit dem sozialen Verhalten. Beispielsweise lassen sich erhöhten Reizbarkeit und Wutausbrüchen auf andauernde Schlafstörungen und eine erhöhte vegetative Erregbarkeit zurückführen. Thematisierung möglicher Frustration aufgrund einer erheblichen Beeinträchtigung der gewohnten Leistungsfähigkeit aufgrund ebenfalls psychischer Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten und Flashbacks. Wie kann man mit den Symptomen besser umgehen?
- Soziales Kompetenztraining: Rechte durchsetzen, Bedürfnisse und Gefühle in Beziehungen kommunizieren, durch sympathisches Auftreten Kontakte herstellen und um einen Gefallen bitten.
- Selbstfürsorge und Psychohygiene: Wege zur Gesundheit und Wohlbefinden, was kann ich selbst tun? (Salutogenese) Und wie bzw. womit habe ich es bis hierhin geschafft (Ressourcenorientierung, Krisenmanagement)
- a) in meinen Gedanken und Gefühlen,
- b) in meiner Familie
- c) in meinem weiteren Umkreis
- d) eigene Fähigkeiten, wie kann ich sie umsetzen?
Beispiel 18
Versorgung einer psychisch Kranken und ihrer Kinder
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Frau, 4 Kinder
Herkunftsland/Sprache: Russland, Tschetschenien, russisch
Einreisedatum: 2017
Aufenthaltsstatus: Asylbewerber
Wohnort/Landkreis: Barnim
Unterbringungsform: Betreutes Einzelwohnen
Problemlagen:
Stand des Asyl- und AuslR-Verfahren: Asyl-Klageverfahren
Physische Gesundheit
Psychische Gesundheit: – Frau lange in der stationären Psychiatrie
Soziale Problematik/Unterbringung
Pädagogische Problematik: – Minderjährige Kinder in Pflegefamilie (Beteiligung des
Jugendamtes)
- 2020 Rückkehr der Kinder zur Mutter
Maßnahmen des FBD
- Entbindung von der Schweigepflicht
- Ausführliches Beratungsgespräch mit Psycholog*in
- Ausführliches Beratungsgespräch mit Jugendamt,
- Ermittlung von Hinweisen auf mögl. Stressfaktoren,
- gemeinsame Analyse der Lage und der möglichen Hilfen
- Vermittlung an Psychologin
- anschließende Zusammenarbeit mit Psycholog*in (regelmäßige Rücksprache, gemeinsame Erörterung der Notwendigkeiten und Möglichkeiten…)
- psychosoziale Unterstützung vor Ort
Maßnahmen der/des Psycholog*in:
- Psychologisches Beratungsprojekt mit FBD in Barnim
- Einzelgespräche mit Klientin: Anamnese, Diagnostik, Psychoedukation, Stabilisierung, Gestaltung einer vertrauensvollen Beziehung
- Erstellen einer Attestierung für das Jugendamt
- Ziel kognitive Neustrukturierung zur eigenen Lage und den Möglichkeiten
Zunahme emotionaler Stabilität, Motivation zur Integration
Leistungen Dritter/Akteure
- Unterstützung durch das Jugendamt bei der Alltagsbewältigung durch Einzelfallhelferin in der Familie
Beispiel 19
Psychologische Betreuung und Integration/Arbeitsaufnahme
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Mann, 37 J.
Herkunftsland/Sprache: Afghanistan
Einreisedatum: 2016
Aufenthaltsstatus: Aufenthaltserlaubnis § 25 III AufenthG
Wohnort/Landkreis: Oder-Spree
Unterbringungsform: Wohnverbund
Problemlagen:
Stand des Asyl- und AuslR-Verfahren: – Asylverfahren mit Feststellung der
Abschiebungshindernisse abgeschlossen
Physische Gesundheit
Psychische Gesundheit: Chronische PTBS, latente Suizidalität
Soziale Problematik/Unterbringung: wenig belastbar; Integrationsschwierigkeiten
Pädagogische Problematik
Maßnahmen des FBD:
- Analyse der Lage
- Planung weiterer Hilfen
- Kontakt zum JobCenter,
- Weiterleitung an Psycholog*in,
- anschließende Zusammenarbeit mit Psycholog*in (regelmäßige Rücksprache, gemeinsame Erörterung der Notwendigkeiten und Möglichkeiten…)
- Weiterleitung an Integrationsprojekt
Maßnahmen der/des Psycholog*in:
- Gemeinsames Gespräch: Betroffener, muttersprachlicher Mitarbeiter von Bumerang, Psychologin: Hinweise auf Stressfaktoren, notwendige psychosoz. Unterstützung vor Ort
- 5 Psychologische Gespräche: Vertrauensaufbau Anamnese, Diagnostik, Übungen zur körperlichen und psychischen Entspannung; kognitive Neubewertung der als aussichtslos erlebten Lage
Anfertigung einer psychologischen Stellungnahme für das JobCenter mit Empfehlung geeigneter Integrationsmaßnahme
Leistungen Dritter/Akteure:
- Kontaktaufnahme Beratung der Volkssolidarität als Träger niedrigschwelliger sozialer Integrationsmaßnahmen
Beispiel 20
Fachberatungsdienst, Psychologin, Gemeinschaftsunterkunft und Überzeugung der Klientin zum stationären psychiatrischen Aufenthalt
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Frau, 46 J, 5 Kinder
Herkunftsland/Sprache: Russland/Tschetschenien, Russisch
Einreisedatum: 2018
Aufenthaltsstatus: Asylbewerberin
Wohnort/Landkreis: Dahme-Spreewald
Unterbringungsform: Gemeinschaftsunterkunft
Problemlagen:
Stand des Asyl- und AuslR-Verfahren: Asylverfahren im Klageverfahren
Physische Gesundheit
Psychische Gesundheit: – Stationärer Psychiatrieaufenthalt Ende 2020; keine Besserung;
latent suizidal
Soziale Problematik/Unterbringung:
Pädagogische Problematik: – Klärung der Perspektiven der Kinder
Maßnahmen des FBD
- Kinder bitten FBD-Mitarbeiter um Hilfe wg. Angst um die Mutter
- Erstgespräch mit Mutter (Ermittlung psychischer Belastung)
- FBD kontaktiert Psycholog*in und organisiert coronabedingt Erstkontakt über „Red Medical“ Video-Internetkontakt;
- anschließende Zusammenarbeit mit Psycholog*in (regelmäßige Rücksprache, gemeinsame Erörterung der Notwendigkeiten und Möglichkeiten…)
- Gespräche mit Gemeinschaftsunterkunft
- Ermittlung von Integrationsangebote und Gespräche dazu mit Klientin
Maßnahmen der/des Psycholog*in:
- Sichtung der Unterlagen
- Im Verlauf mehrerer psychologischer Gespräche: Anamnese, Diagnostik, Psychoedukation, Stabilisierung, Gestaltung einer vertrauensvollen Beziehung
- Gespräch mit ältestem Sohn
- Erste psychologische Einschätzung an FBD und Anwalt
- Dringender Medikamentöser Behandlungsbedarf; Klientin verweigert zunächst erneute stationäre Aufnahme
- Erklärung der Diagnose und der damit einhergehenden Gefahren und des Behandlungsbedarfes
- Erstellung einer psychologischen Stellungnahme
- Nach 1 Woche Einwilligung der Klientin zu erneuter 6wöchiger stationärer Psychiatrieaufnahme und Behandlung unter Beibehaltung des Kontakts mit der Patientin und der zuständigen Ärztin
- nach Entlassung weitere telef./Internetkontakte mit Klientin und mit GU-Mitarbeitern
- dringender langfristiger Psychotherapiebedarf
Leistungen Dritter/Akteure
- Integrationsangebot erforderlich
Beispiel 21
FBD, Ehrenamtliche und psychologische Betreuung bringen Klienten in fachärztliche psychiatrische Behandlung
Personaldaten:
Personen eines Haushaltes/Alter: Mann, 28 J.
Herkunftsland/Sprache: Eritrea
Einreisedatum: 2019
Aufenthaltsstatus: anerkannter Flüchtling
Wohnort/Landkreis: Havelland
Unterbringungsform: Wohnung
Problemlagen:
Stand des Asyl- und AuslR-Verfahren: AE § 25 Abs. 2, Flüchtlingsaufenthalt
Physische Gesundheit:
Psychische Gesundheit: – Auffälliges Verhalten des Klienten, beobachtbare
Verhaltensänderung seit längerer Zeit
- Selbstbeschreibung vielfacher psychischer Probleme
- Erklärte Suizidbereitschaft
Soziale Problematik/Unterbringung: – seit kurzer Zeit berufstätig
Pädagogische Problematik:
Maßnahmen des FBD:
– Sichtung der Unterlagen und Gespräche mit Klienten unter Hinzuziehung eines Dolmeschers
– Anbindung an Psycholog*in
– anschließende Zusammenarbeit mit Psycholog*in (regelmäßige Rücksprache, gemeinsame
Erörterung der Notwendigkeiten und Möglichkeiten…)
– Vermittlung an Ehrenamtliche Helfer einer Kirchengemeinde
– nach Gespräch mit Psychologin und Diagnose leistet FBD Überzeugungsarbeit für medikamentöse Behandlung
Maßnahmen der/des Psycholog*in:
- Gespräch Klient, Sprachmittlerin, Ehrenamtliche Kirchengemeinde, FBD
- Sichtung der Unterlagen, Vertrauensaufbau, Anamnese, u. a. massive traumatische Erlebnisse
- Diagnose schwere psychiatrische Erkrankung (Verfolgungswahn mit Halluzinationen),
bisher nicht diagnostiziert
- Psychologin: 2 Gespräche mit Klient, Ehrenamtlicher: Überzeugungsarbeit
- Klient bereit zu medikamentöser Behandlung
- Erstellung einer psycholog. Stellungnahme für den Facharzt
Leistungen Dritter/Akteure:
- Stetige Betreuung des Klienten durch Ehrenamtliche einer Kirchgemeinde
- Laufende Kontakte Ehrenamtliche, Psychologin
- Anbindung an Facharzt für Psychiatrie
- Symptomatik bessert sich im Zuge der Behandlung
- Klient weiter berufstätig
- Weitere Kontakte nach dem Lockdown